Grundlagen des Qigong-Übens
Wichtig ist, dass bei Krankheiten zuvor ein Arzt befragt wird, ob Qigong-Übungen gesundheits-förderlich sind oder den Körper zu sehr belasten können. Bevor ein Kurs besucht wird geben Sie bitte an, ob Sie zum Beispiel unter Bluthochdruck oder anderen Krankheiten leiden. Niemals sollte man sich überanstrengen, immer so weit gehen, wie es gut erträglich ist. Selbst wenige Übungen sind besser, als gar nicht zu üben. Ich selbst bin überzeugt, dass allein den Übungen zuzuschauen schon eine entspannte und wohltuende Wirkung haben kann.
Shibashi entfaltet seine Wirkung nicht indem man es schnell erlernt oder schnell und bis zum Anschlag ausführt. Das wäre sogar hinderlich. Unser Körper hat sich so viel Zeit genommen, um zu sein wie er ist. Geben Sie ihm auch die Zeit, sich neu auszurichten.
Panta rhei - alles fließt. Dies wusste nicht schon Heraklit, sondern es war auch den "alten Chinesen" bewusst. Und: alles ist mit allem verbunden. Damit unser Körper und unser Geist ausgeglichen und entspannt sein kann, muss Qi frei fließen können. Hierzu bedarf es einiger Grundlagen des Qigong- Übens. Die folgenden Grundelagen des Qigong-Übens zeigen auf, worauf es ankommt.
Bevor man Qigong übt achtet auf folgende Grundlagen:
Achtung, ab hier wird ge-duzt. Beachtet vor dem Start folgende bitte Punkte:
- dass ein ruhiger Platz vorhanden ist, findet den perfekten Rückzugsort
- tragt bequeme Kleidung, die die Dehnübungen gut zulässt
- übt nicht direkt nach einer Mahlzeit oder wenn ihr zurvor etwas Kaltes getrunken habt
Übt nicht im Wind! - Und wenn, dann nur mit leichtem Wind von vorne. Auch nach dem Üben: kein schnelles Fahrrad fahren mit ungeschütztem Brustbereich (Quelle: persönliche Erfahrung). Meidet auch das Üben bei extremen Wetter.
Übt nicht bei schweren Krankheiten! - Eine normale Erkältung kann durch Qigong gebessert werden, bei schwereren und chronischen Erkrankungen fragt zuvor den Arzt eures Vertrauens! Hier gilt es auch selbst zu spüren, was man dem Körper beim Üben zutrauen kann und wann er seine Kräfte und Ruhe eher zur Heilung braucht.
Quält euch nicht! - Dass bei Beginn zum Beispiel die Muskeln zittern ist nicht ungewöhnlich. Die für den Körper neuen Anstrengungen lösen Reaktionen aus, wenn das Qi versucht sich seinen Weg durch den Körper zu bahnen. Aber arbeitet nicht gegen den Schmerz, wenn dieser zu groß wird! Lieber öfter in kleinen Einheiten üben. Bei großen Schmerzen sucht bitte umgehend einen Arzt auf!
Entspannung und Wohltat werden diejenigen empfinden, die die oben genannten Punkte beachten!
Achtet darauf, dass sich die Knie immer gerade in Richtung der Fußspitzen bewegen, aber nicht darüber hinaus - und vor allem nicht zueinender einknicken lassen. In der Regel sind weder Arme noch Beine komplett durchgestreckt / arretiert. Immer eine Beugung zulassen.
Der Rücken soll gerade sein, d.h. im Becken loszulassen bzw. sich vorzustellen, dass das Steißbein leicht unter das Becken gezogen wird.
SCHULTERN UNTEN LASSEN!
Ich bin kein Freund von Versalien, aber hier mache ich eine Ausnahme. Auch wenn die Arme hoch gehen - achtet darauf, dass die Schultern unten bleiben bzw. sich in Richtung der Oberarme ausdehnen.
Alle Bewegungen gehen vom Zentrum aus! Arme, Beine...das sind keine unabhängigen Tentakel - der Motor jeder Bewegung ist das Zentrum des Körpers. Hier werden die Bewegungen ausgelöst, breiten sich von hier aus. Alles ist miteinander verbunden und wirkt zusammen.
Kein Stress beim Atmen! Auch und gerade am Anfang nicht. Atmet regelmäßig und wie der Atemfluss bequem ist. Zu viel Konzentration auf zu viele unterschiedliche Dinge hindern zu Beginn eher, als dass sie förderlich sind. Grundsätzlich gilt: Atmen in den Bauch (Abdominalatmung)
Einatmen, wenn die Arme hoch gehen, nach Innen gehen oder der Körper sich nach links dreht
Ausatmen, wenn die Arme runter gehen, nach Außen gehen oder der Körper sich nach rechts dreht
Wer diese Grundlagen des Übens beachtet wird sehr schnell die wohltuende Wirkung der Übungen spüren, da das Qi sich gut im Körper entfalten kann.
"Not to touch is not to teach"
Dies war und ist der Grundsatz von Master John Ding und ich habe gelernt, dass es wahr ist. Man kann Qigong, Shibashi, Taiji Chuan nicht durch Bücher oder Videos lernen. Man sieht oder liest zwar, was passiert oder passieren soll. So sieht man jedoch nur die äußere Schale. Was im Innern des Körpers passiert, wie sich im Innern das Gewicht verlagert oder ob eine Bewegung korrekt ausgeführt wird: das kann man nur spüren, wenn man es durch einen Lehrer und durch Partnerübungen austesten kann.
Wie oft dachte ich eine Bewegung verstanden zu haben und zu beherrschen. Bis mich eine Partnerübung eines Besseren belehrte und ich erst dadurch merkte, wo ich angespannt war, nicht losgelassen habe oder einfach mit purer Kraft mein Ziel erreichen wollte. Wie gut, dass ich mit anderen lernen durfte.
In Zeiten von Kontasktsperren ist dieser Grundsatz natürlich schwierig einzuhalten. Per Live-Stream können jedoch erste Grundlagen vermittelt, können Übungsreihen gemeinsam einstudiert werden. Zur Vertiefung und Feinjustierung bedarf es jedoch des Unterrichts und der Übungen mit dem Kontakt zu anderen. Von der Freude am gemeinsamen Lernen und Üben mal ganz abgesehen.
"Empty the chest"
Hierbei geht es darum, die Spannung aus dem Körper zu nehmen. Wenn der Körper von den Haarwurzeln bis zu den Zehen angespannt ist kann nichts fließen. Oft begegnet man im Qigong und Tai Chi den Begriffen "voll" und "leer" - "oben leer und unten voll" bedeutet zum Beispiel, dass man im oberen Körperbereich loslässt, um zum Himmel zu wachsen und im unteren Körperbereich fest und stabil in den Boden verwurzelt ist. Gleiches gilt auch bei Wechsel des Gewichts von einem auf das andere Bein. Das belastete Bein ist "voll", das nicht belastete Bein ist "leer".
"Fill the stomach"
Hiermit ist das Zentrum, das untere Dantien, gemeint. Es befindet sich ca. zwei Finger breit unter dem Bauchnabel. Alle Bewegung geht von hier bzw. in der Verlängerung vom Becken aus und somit ist es ein zentraler Punkt auf dem man sich konzentrieren sollte. Hierbei hilft die Atmung in den Bauch hinein.
"Weaken the mind"
Mit dem Ärger über den Chef, die Herausforderungen der Projektarbeit oder dem Einkaufszettel für später im Kopf lässt es sich nicht gut üben. Deshalb ist es wichtig "runter zu kommen", zu entspannen und sich den Übungen hinzugeben. Hierbei können Visualisierungen helfen, Atemübungen oder auch eine gute Tasse Tee und ein entspannter Austausch mit anderen TeilnehmerInnen in ausreichender Zeit vor den Kursen.
"Strongen the bone"
Neben der Balance von Yin und Yang ist es wichtig, dass der ganze Körper zentriert und in einer Linie ausgerichtet ist. Das Aufrichten der Wirbelsäule gehört ebenso dazu wie das synchrone sinken lassen der Schultern und des Brustbeins. Der Körper ist stabil und über beide Körperhälften ausbalanciert.